Else Dölzer wurde am 28. Juni 1899 als Tochter des aus Laupheim stammenden Vieh- und Pferdehändlers Emanuel Löffler und Mathilde, geborene Wertheimer, die 1877 in New York das Licht der Welt erblickt hatte, in Ulm geboren. 1902 kam ihr Bruder Hermann zur Welt. Seit 1914 wohnte sie und ihre Familie im 1. Obergeschoss in der Griesbadgasse 25 (Heute: Am Zundeltor 2), die im Nationalsozialismus in Danziger Freiheit 5 umbenannt wurde. 1923 wanderte ihr Bruder Hermann in die USA aus. Nach dem Tod ihres Vaters 1926 heiratete sie am 11. Juli 1927 den katholischen Reisevertreter August Dölzer in München und zog bald darauf mit ihm bei ihrer Mutter ein, die im Februar 1934 ihrem Sohn nach New York folgte.
Durch die Heirat mit August Dölzer lebte sie in einer „privilegierten Mischehe“. Für Mischehen, bei denen der Ehemann „deutschblütig“ war, galt, dass sie ab dem 30. April 1939 nicht in Judenhäuser umziehen mussten und dass das Vermögen der jüdischen Frau auf den Ehemann übertragen werden konnte. Ebenso wurde der jüdische Ehepartner von der im September 1941 erlassenen Verordnung ausgenommen, nach der alle als „Juden“ definierten Personen ab dem sechsten Lebensjahr zum Tragen des „Judensterns“ verpflichtet waren. Die vielen anderen Diskriminierungen blieben dem jüdischen Teil einer „Mischehe“ sowie ihren Kindern und dem „deutschblütigen“ Partner nicht erspart.
Mit Kriegsbeginn wurde Elses Mann eingezogen. Er erkrankte jedoch an Krebs und verstarb am 15. März 1943 in Ulm. Damit ging für Else der eheliche Schutz verloren und sie wurde am 17. April 1943 mit dem Sondertransport „XIII/2“ über Stuttgart nach Theresienstadt deportiert. Am 16. Mai 1944 wurde sie nach über 1 Jahr im dortigen Ghetto mit dem Transport „Ea“ nach Auschwitz und am 20. Juli 1944 von dort in das Konzentrationslager Stutthof verschleppt, wo sie ermordet wurde.
Autor: Volker Schumacher