Die jüdische Familie Chose wurde am 28. Oktober 1938 in der sog. Polenaktion der Nazi-Regierung aus Ulm nach Polen deportiert. Dabei wurden 17 000 Juden ohne deutsche Staatsbürgerschaft in Sonderzügen zur polnischen Grenze gebracht und mit Waffengewalt „abgeschoben“. In der Tat waren aber, mit Ausnahme des 1870 geborenen Vaters Max Moses Chose, alle Familienmitglieder in Deutschland geboren worden. Max Chose war schon 1898 aus Russland nach Deutschland gekommen und arbeitete als Handelsreisender für große Ulmer Kolonialwarenfirmen. Erst mit 51 Jahren heiratete er 1922 die 32 Jahre alte Antonia Kaufmann aus Cannstatt, genannt Toni. Sie bekamen zwei Töchter, Ruth im Jahr 1922 und Hanna fünf Jahre später – zu der Zeit zog die Familie in die Wohnung an der Ecke Olgastraße und Neutorstraße. Unter der NS-Diktatur bekam Max Chose immer weniger Arbeitsaufträge und die Töchter durften nach 1936 nicht mehr in ihre Schule gehen. Schließlich wurde die Familie am 27. Oktober 1938 verhaftet und am nächsten Tag zur polnischen Grenze gebracht. Danach ist die Familie, abgesehen von einer Kontaktadresse in Bialystok, spurlos verschwunden. Es muss angenommen werden, dass sie Opfer der deutschen Liquidierung des dortigen Ghettos im Laufe von 1943 wurden.