Wilhelm Lebrecht wurde1880 in Ulm geboren. Er baute mit zwei seiner Brüder die väterliche Lederfabrik in Ulm zu einer der größten ihrer Art in Deutschland aus. 1910 heiratete er Rosa Kohn, die 1887 in Nürnberg als Tochter einer Bankiersfamilie geboren wurde. Sie bekamen vier Söhne: Curt (geb. 1911), Walter (geb. 1913), Hans (geb. 1915) und Heinrich (geb. 1919). Wilhelm war ein großer Musikliebhaber und spielte in dem stadtbekannten und nach ihm benannten Lebrecht-Quartett Bratsche. 1925 zog die Familie in die neu erbaute „Lebrecht-Villa“ in der Steinhövelstraße. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde sie dazu gezwungen, das Familienunternehmen zu verkaufen. 1939 mussten schließlich die Eltern die Lebrecht-Villa verlassen, nachdem diese „arisiert“ worden war. 1941 emigrierten sie – gerade noch rechtzeitig – in die USA und zogen 1947 zu ihrem Sohn Curt in Brasilien. Wilhelm starb 1974, Rosa 1981. Curt hatte ursprünglich das Gerberhandwerk erlernt. Dann wurde er in der Reichspogromnacht 1938 mehrmals misshandelt und kam ins KZ Dachau. 1939 emigrierte er in die USA, bevor er 1946 nach Blumenau in Brasilien übersiedelte. Dort war er bis zu seinem Ruhestand Mitbesitzer der Schokoladenfabrik Saturno. Er verstarb 1985. Walter musste nach der nationalsozialistischen Machtergreifung sein Jurastudium aufgeben und floh 1937 nach Contulmo in Chile. Dort arbeitete er als Buchsachverständiger. Er verstarb 1994. Hans musste 1934, ein Jahr vor dem Abitur, die Schule verlassen. Auch sein anschließender Lehrvertrag wurde 1935 fristlos gekündigt. Unter großen Schwierigkeiten konnte er dennoch in Deutschland eine dreijährige Lehre als Maschinenschlosser abschließen. 1938 heiratete er Tosca Loewy, die Tochter des Kantors der Ulmer jüdischen Gemeinde, und emigrierte mit ihr nach Palästina. Er verstarb 2014 in einem Kibbuz nahe Haifa im Alter von 98 Jahren. Heinrich floh 1939 aus Deutschland über die UdSSR nach Wladiwostok. Dort fand er auf einem Passagierschiff Arbeit als Koch. In Panama ging er 1940 von Bord, kaufte sich ein Pferd und ritt auf abenteuerlichem Weg zu seinem Bruder Walter in Chile. Ein Jahr später nahm Heinrich sich das Leben.