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Familie Meth-Cohn

Stolpersteine Neue Straße 95/97, Lange Straße 18 stand gegenüber (GPS 48.397664, 9.994661)

 

Dorothea Meth-Cohn („Thea“) wurde 1904 in Schwäbisch Gmünd geboren. Man kannte sie als künstlerisch und literarisch interessierte Frau. Nach der Geburt 1935 ihres Sohnes Ernst-Otto wurde dieser zu ihrem Lebensmittelpunkt. Ab 1937 arbeitete sie im Kinderheim in Herrlingen und lernte zu dieser Zeit den Ulmer Rabbiner Julius Cohn kennen. Dessen Frau Herta war sterbenskrank und Thea zog in die Lange Straße 18, um sie zu pflegen. Nach Hertas Tod, März 1938, und der Pogromnacht blieb sie dort um Cohn zu unterstützen. Sie bereiteten nun die Flucht nach Großbritannien vor, wozu ihre Heirat, Februar 1939, helfen sollte. Im Juni 1939 verabschiedete sich Thea von ihrem Sohn, als er mit Kindertransport nach Schottland fuhr. Der Kriegsausbruch im September machte ihren eigenen Fluchtplan zunichte. 1940 übernahm sie die Leitung eines jüdischen Altenheims in Heilbronn und pflegte 22 alte Menschen. Am 20. August 1942 wurden sie und ihre Pfleglinge in das KZ Theresienstadt deportiert. Dort arbeitete sie zwei Jahre lang als Krankenschwester. Am 19. Oktober 1944 wurde sie nach Auschwitz gebracht und ermordet. Ernst-Otto Meth-Cohn („Otto“) wurde zuerst von einer Familie in Edinburgh aufgenommen. Später wuchs er in England in verschiedenen christlichen und jüdischen Waisenhäusern auf. Theas Vater Alfred Meth, der die Verfolgung überlebte sorgte für Wiedergutmachungszahlungen aus Deutschland, mit der Ottos Ausbildung vorangetrieben wurde. Er studierte Chemie, heiratete, bekam mit seiner Frau zwei Kinder und wurde Professor für Organische Chemie an der Sunderland University. Mit 80 Jahren schrieb Otto seine Lebensgeschichte, „The nearly man“.