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Familie Nathan

Stolpersteine Heimstraße 29 (GPS 48.401821, 9.997870)

 

Erich Nathan wurde 1922 als Sohn des jüdischen Rechtsanwalts August Nathan und seiner christlichen Ehefrau Margarete in Ulm geboren. Er und seine Schwester wurden im evangelischen Glauben erzogen. Er besuchte das Gymnasium in der Olgastraße, musste aber 1939 mit seiner Familie nach England fliehen. Erich wollte gegen Hitler und für die Freiheit Europas kämpfen und meldete sich unter dem Namen Eric Howarth für die britische Armee. Er wurde in der  „Commando No. 10, Troop 3 (X)“ ausgebildet, einer geheimen Kommando-Einheit für meist jüdische Freiwillige aus Deutschland und den von Hitler überfallenen Ländern Europas. Am D-Day landete er als einer der ersten in der Normandie und wurde beim Vorrücken auf den Caen-Kanal schwer verwundet. Ab Januar 1945 war er aber wieder im Einsatz an der Front und nahm Teil an den Kämpfen in Holland und Deutschland. Am 3. April fiel Erich Nathan an einer Landstraße zwischen Münster und Osnabrück, Opfer eines Heckenschützen.

August Nathan wurde 1884 geboren, war Sohn des Ulmer Kaufmanns Simon Nathan und wurde Rechtsanwalt. Im 1. Weltkrieg war er Offizier, wurde verwundet und bekam mehrere Medaillen. 1920 heiratete er Margarete Gayler. Er war ein angesehener Rechtsanwalt und Mitglied des Liedertafelorchesters und des Ruderklubs. Er wurde dennoch 1933 gezwungen seine Kanzlei in der Gewerbebank aufzugeben. Danach waren seine Wohnung und Kanzlei in der Heimstraße 29. In der Pogromnacht 1938 wurde er misshandelt und ins KZ Dachau verschleppt. Physisch und psychisch schwer angeschlagen kam er 9 Tage später nach Hause. Ein Neffe in England stellte ihm ein „Affidavit“ und er und Margarete konnten eine Woche vor Kriegsausbruch aus Deutschland fliehen.

Margarete Gayler, geboren 1896, war Tochter eines Esslinger Bankiers. Nach der Schule arbeitete sie in der Bank. Ihr erster Mann fiel im 1. Weltkrieg. 1920 heiratete sie August Nathan und gründete mit ihm eine Familie in Ulm. Margarete war aktives Mitglied der evangelischen Kirche. Trotz des zunehmenden Drucks des NS-Regimes auf sie als „arische“ Frau nach 1933 blieb Margarete ihrem jüdischen Ehemann treu und ging mit ihm ins Exil.

Luise Nathan, Erichs Schwester, wurde 1921 in Ulm geboren und besuchte ab 1932 die Mädchenoberrealschule in der Steingasse, bis sie 1936 als „Halbjüdin“ ausgeschlossen wurde. Sie musste in der Schweiz eine Schule besuchen, ab 1938 studierte sie an der Modeschule in St. Gallen. 1939 floh sie aus Deutschland nach England.