Fanni Steiner geborene Weimersheimer kam 1872 in Ichenhausen zur Welt. 1910 heiratete sie in Ulm den Witwer Salomon „Sally“ Steiner, der aus erster Ehe sechs Kinder hatte. Die Familie lebte in der Neutorstraße 15, wo sich im Hinterhaus auch die Textilfabrik „Gebrüder Steiner“ befand, deren Inhaber Sally war. Als Sally Steiner 1936 starb, lebten noch drei seiner Kinder aus erster Ehe, der 1895 geborene Otto, seine zwei Jahre jüngere Schwester Frieda und der 1899 geborene Julius. Dr. Otto Steiner hatte im ersten Weltkrieg als Kriegsfreiwilliger gekämpft und lebte lange Jahre im Haus der Familie. Nach dem Novemberpogrom 1938 wurde Otto Steiner in das KZ Dachau verschleppt und konnte nach seiner Entlassung zu seiner Schwester Frieda und seiner Stiefmutter Fanni in das Haus zurückkehren, dessen Erdgeschoss und erster Stock 1939 zum sog. Judenhaus erklärt wurde*. Hier wurde nach der Zerstörung der Synagoge auch ein Betraum der jüdischen Gemeinde untergebracht. Im Oktober 1941 musste die Erbengemeinschaft Steiner das Haus an das Reich verkaufen. Am 1. Dezember 1941 wurden Otto und Frieda Steiner über Stuttgart nach Riga deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Fanni Steiner wurde am 22. August 1942 in das KZ Theresienstadt und von dort am 29. September 1942 nach Treblinka verschleppt und dort ermordet. Als einziges Mitglied der Familie überlebte Julius Steiner.
*Mit dem „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ vom 30. April 1929 wurde der Mieterschutz für Juden aufgehoben. Damit wurde in Ulm die Ghettoisierung der Juden mittels Zwangsumsiedlung in sechs „Judenhäuser“ eingeleitet.