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Mathilde Fischer

Stolperstein Neue Straße 32 (GPS 48.397105, 9.986348)

 

Emma Mathilde Fischer wurde am 18.12.1904 in Ulm als drittes Kind der Eheleute Emma Elisabetha und Friedrich Wilhelm Fischer geboren. Ihr Vater war Kaufmann und betrieb im Haus Glöcklerstr. 27 in Ulm (heute Neue Straße 32), wo die Familie auch wohnte und Mathilde mit ihren drei Geschwistern behütet aufwuchs, eine Gaststätte und ein Feinkostgeschäft.

Durch eine Frühgeburt war Mathilde Fischer psychisch und physisch nur eingeschränkt belastbar, weshalb sie von Anfang an besondere Rücksicht und Sorge erfuhr und im Mittelpunkt der Familie stand. Nach Besuch und Abschluss der Mädchenrealschule in Ulm und einer Hauswirtschaftsschule half sie ihren Eltern im Geschäft.

Weihnachten im Hause Glöcklerstr. 27, Ulm in den 1920er Jahren, ganz links Mathilde Fischer

Weihnachten im Hause Glöcklerstr. 27, Ulm in den 1920er Jahren, ganz links Mathilde Fischer

Den Wendepunkt in ihrem Leben brachte auf Grund einer Erkrankung die Aufnahme in das diakonische Gottlob-Weißer-Haus in Schwäbisch-Hall im Jahr 1937, wo sie, die braune Augen und schwarze Haare hatte, 162 cm groß war und eine Brille trug, den Rufnamen Hilde besaß. Auf einem anlässlich einer Weihnachtsfeier im Kreise der Familie in den 20er Jahren gefertigten Foto lächelt sie freundlich.

Nachdem das Gottlob-Weißer-Haus der Diakonie am 10. November 1940 durch den NS-Staat beschlagnahmt wurde, kam Mathilde am 19. November 1940 nach Göppingen ins Christophsbad, wo in der Regel Privatpatienten behandelt wurden.

Doch die Verschickung ging noch weiter: Am 27.3 1941 wurde Mathilde ohne das Wissen der Eltern als ungeheilt in die „Zwischenanstalt“ Weinsberg verlegt. Ihr dortiger Aufenthalt ist im Aufnahmebuch nicht zu finden. Nur ein Abgangsvermerk im Aufnahmebuch vom Christophsbad sowie die Rechnungen, die ihr Vater für ihren Aufenthalt in Weinsberg zahlte, belegen die letzte Station, bevor sie mit einem Transport am 22.April 1941, welcher weitere 63 Patienten aus der „Zwischenanstalt“ Weinsberg umfasste, nach Hadamar verschubt wurde.

In dieser Anstalt wurde sie sofort nach ihrer Ankunft in die im Keller befindliche Gaskammer geschickt und ermordet. Durch ein nicht mehr vorhandenes amtliches Schreiben vom Mai 1941 erhielten die Eltern die Nachricht, Mathilde sei an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Die später ihren Eltern zugestellte Urne wurde im Familiengrab auf dem Ulmer Friedhof beigesetzt.

Quellen:

  • Staatsarchiv Ludwigsburg
  • Diakonisches Werk Schwäbisch-Hall Archiv, Frau Dr. Krause
  • Christophsbad Göppingen Archiv, Herr Blum
  • Familie Fischer

Autoren: Angelika Liske und Dietbald Fischer