Oskar John kam 1896 als achtes Kind von Barbara und dem Schuhmachermeister Thomas John in Ulm zur Welt. Nach einer Lehre als Mützenmacher in Straßburg meldete er sich als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg. 1916 wurde er durch Granateinschlag verschüttet und war lange Zeit bewusstlos. Infolge seiner Verletzungen und wegen „Hysterie mit Zittern“ entließ ihn das Militär. Soldaten im Ersten Weltkrieg, die durch den Kriegseinsatz traumatisiert waren, wurden als „Kriegszitterer“ bezeichnet. Seither litt er unter wiederkehrenden Krampfanfällen. Bis 1922 arbeitete Oskar John als „Hilfspostschaffner“, wurde aber aufgrund seiner Erkrankung entlassen und lebte von Arbeitslosenunterstützung. Ab 1923 kam er wiederholt kurzzeitig in die Heilanstalt Weissenau. Da er nur als „leicht“ kriegsgeschädigt galt, erhielt er keine Kriegsinvalidenrente. Seine Klage dagegen und auch gegen seine Entlassung aus dem Postdienst blieb ohne Erfolg, da nach ärztlichem Gutachten nicht die Kriegsverletzungen, sondern eine „angeborene Psychoneurose“ seine Leiden verursacht haben soll. Der (anonymisierte) Fall wurde 1926 in der SPD-Zeitung „Donauwacht“ kritisch kommentiert. Oskar John versuchte sich mit Hilfstätigkeiten durchzuschlagen, wurde aber nach weiteren kurzfristigen Aufenthalten in der Heilanstalt Weissenau ab 1929 dort dauerhaft untergebracht. Durch ein NS-Gesetz 1934 wurde traumatisierten Soldaten der Status als Kriegsbeschädigte aberkannt. Dadurch wurden tausende Veteranen Opfer der „Euthanasie“-Morde. Am 27. Mai 1940 wurde Oskar John in die Tötungsanstalt Grafeneck deportiert und ermordet.