Liora Hilb erzählt über Vater und Onkel
Bei der Stolpersteinverlegung für Jenny Moos, verw. Hilb und Kurt und Otto Hilb erzählte Jennys Enkelin Liora Hilb über ihren Vater Kurt und ihren Onkel Otto:
Jenny war meine Großmutter, Kurt war mein Vater und Otto mein Onkel. Ich will ganz kurz was zu meinem Vater Kurt sagen. Er hieß immer Kurt, auch für uns in der Familie, ich habe nie zu ihm Papa gesagt, oder Abba, sondern habe immer Kurt gesagt in Israel, weil ich denke, dass ich kein Deutsch konnte und deshalb Kurt gesagt habe. Als er in Deutschland noch lebte sagten alle zu ihm Kurti, auch seine ganze Freunde, er war in einigen Sportvereinen tätig und hatte sehr gute Freunde, auch in der Gestapo und SS. Einer sagte zu ihm „Kurti, hau ab, das ist besser für dich!“ und er ist dann 1934 zum ersten Mal nach Palästina ausgewandert; er kam dann wieder zurück und ist dann aber 1938 richtig ausgewandert. Mein Vater hatte ein sehr ambivalentes Verhältnis zu Ulm und wir haben als Kinder mit ihm öfters Ulm besucht, aber er hat sich hier nicht mehr so gut gefühlt. Ich weiß auch nicht so genau wie er das finden würde, dass heute für ihn ein Stolperstein gelegt wird. Ich hoffe, dass es ihn gefallen würde – mir gefällt es, und ich habe mich dafür eingesetzt.
Otto war ganz, ganz anders, er war ein richtiger Ulmer und hat sich hier immer wohl gefühlt, für ihn war Ulm seine Heimat, sein Land, seine Sprache, sein alles. In der Familie von Otto und Eva wurde immer Deutsch gesprochen und es wurde immer deutsch gekocht, es war deutsch auch in Palästina. Otto wurde verschleppt 1938 nach Dachau. Da ist Jenny ziemlich ausgerastet und hat nach Palästina telegrafiert, mein Vater hat dann ein Affidavit besorgt und durch diese Bürgschaft kam Otto dann über England nach Palästina. Die letzten zehn Jahre seines Lebens hat Otto ganz große Beziehungen zu Ulm gepflegt, ist jedes Jahr über die Sommermonate nach Ulm gekommen und hat sich hier sehr, sehr wohl gefühlt. Eva ist dann sogar nach seinem Tod nach Ulm gezogen für vier Jahre und ich glaube das Otto, wenn er das jetzt hier miterleben würde, also oben wahrscheinlich mehrere Pirouetten drehen würde und sich darüber sehr, sehr, sehr freuen würde.